Friedl Schöller
“Ihr Anteil am Erfolg des Unternehmens mag vielleicht nicht messbar sein, aber er war groß!”
Friedl Schöller, geborene Hönle ist am 26. Februar 1924 in Nürnberg als zweite und jüngste Tochter von Sebastian Hönle, einem gelernten Bäcker und späteren Postbetriebswart zur Welt gekommen. In Nürnberg hat sie die Höhere Handelsschule besucht. Ihr Plan war es, Lehrerin zu werden, bis sie von ihrer älteren Schwester Anni, die bereits in leitender Position in der Firma von Karl und Theo Schöller arbeitete, in das Unternehmen geholt wurde. Friedl Schöller hat am 1. April 1941 ihre Karriere als Buchhalterin bei der Firma Schöller begonnen und hat dort nahezu ihr gesamtes Berufsleben verbracht. Schon früh ist sie Karl Schöller - Theo Schöller war zu dieser Zeit kriegsbedingt noch nicht im Unternehmen - durch ihre Zuverlässigkeit und ihren Ehrgeiz aufgefallen. Wie ihre Schwester Anni, hat auch Friedl schnell Karriere im Unternehmen gemacht, 1943 kommt sie ins Sekretariat der Geschäftsleitung, 1944 übernimmt sie die Leitung der Hauptbuchhaltung und steigt 1945 zur Leiterin der Finanzbuchhaltung auf. Auch Theo Schöller war nach seiner Rückkehr in kurzer Zeit von ihrer Kompetenz und ihrem Einsatz überzeugt. So ist sie zuerst zu seiner wichtigsten Mitarbeiterin und engsten Vertrauten geworden. Im August 1968 haben Theo und Friedl Schöller schließlich geheiratet. In gleicher Weise wie ihr Mann, hat sich auch Friedl Schöller mit der Firma identifiziert. Bis zum Verkauf des Unternehmens an Nestlé hat sie täglich an der Seite ihres Mannes gearbeitet und ihr ganzes Engagement für den Aufbau und das Wachstum der Firma eingesetzt. „Ihr Anteil am Erfolg des Unternehmens mag vielleicht nicht messbar sein, aber er war groß.“ (Schöllgen, Der Eiskönig, Beck-Verlag).
Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 2004 hat sich Friedl Schöller vor allem einem gewidmet: das Lebenswerk ihres Mannes fortzusetzen und zu gestalten. Um auch nach dem Tod von Theo Schöller die Kontinuität in den Schöller-Stiftungen zu wahren, hat sie den Stiftungsvorsitz übernommen und die Organisation mit der ihr eigenen Durchsetzungskraft neu strukturiert und zukunftsfähig gemacht. Sie hat nicht nur das vor dem Tod von Theo Schöller angestossene Projekt „Zentrum für Altersmedizin“ in seinem Namen fortgeführt, sondern auch neue Förderprojekte im Bereich Bildung ins Leben gerufen. Schon während ihrer Tätigkeit bei der Schöller Lebensmittel GmbH & Co. KG ist ihr die Ausbildung junger Menschen ein besonderes Anliegen gewesen. Ihrem Interesse, bei jungen Menschen ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass eine qualifizierte Ausbildung eine solide Basis für eine erfolgreiche berufliche Zukunft schafft, ist es zu verdanken, dass heute neben der Schöller Azubi-Akademie, die junge Auszubildende mit Potenzial auf ihrem Karriereweg fördert, auch die Dr.-Theo-Schöller-Schule mit vielfältigen Förderprojekten zur Stärkung der Ausbildungsreife von Schülern, unterstützt wird. Da Friedl Schöller den Bildungsbereich aber nicht nur auf der praktischen Ebene der Ausbildung unterstützen, sondern auch die theoretischen Grundlagen von Bildung und Ausbildung verbessern wollte, stiftete sie in 2009 den Friedl Schöller Stiftungslehrstuhl für Unterrichts- und Hochschulforschung an der Technischen Universität München.
Obwohl Friedl Schöller lieber still im Hintergrund wirkte und auch kein Aufhebens um ihre Person mochte, hat sie für ihr Schaffen zahlreiche Auszeichnungen und Ehrungen erhalten, wie beispielsweise 1992 das Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik, 2003 den Bayerischen Verdienstorden sowie die Ehrensenatorwürde der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Weiterhin wurde sie mit der Bayerischen Staatsmedaille für Verdienste um die Gesundheit und der Ehrenbürgerwürde der Technischen Universität München, eine der ranghöchsten Ehrungen der Universität, ausgezeichnet.
Am 19.02.2014 ist Friedl Schöller - nur wenige Tage vor ihrem neunzigsten Geburtstag - in ihrem Haus in Nürnberg verstorben.